Jedes Jahr Anfang Januar, wenn all die selbstgebackenen Plätzchen und der Stollen aufgegessen sind, die Weihnachtsfeiern vorbei sind, die weihnachtlichen Köstlichkeiten von Gans bis Reh, von Lachs bis Trüffel als Hüftgold gespeichert sind, kommt die Fastenzeit! Zum einen, weil der Weihnachtsspeck ein wenig abgebaut werden muss, zum anderen aber, weil im Laufe des Jahres, und besonders zur Weihnachtszeit – zumindest bei mir – , die Geschmacksnerven „verschlampen“. Um sie neu zu justieren, ist ein paar Tage nichts essen, nichts schmecken – oder kaum – , eine gute Sache. Allerdings nur weil ich aus Erfahrung weiß, dass nach dem Fasten alles intensiver schmeckt und interessanterweise auch neu riecht, mache ich diese Aktion jedes Jahr, seit zehn Jahren same procedure as very year. Denn allein dieses Erlebnis, dass man danach bewusster isst, finde ich faszinierend und entschädigt mich für ein paar Tage „Qual“.
Qual, nicht weil ich etwas Hunger hätte – nein. Der Mensch verhungert ja nicht so schnell, er verdurstet. Also muss man viel trinken und dann stellt sich der Körper um auf vorhandene Reserven. Nein Hunger ist es nicht, es ist vielmehr das Fehlen von Geschmack – gut, da kann man ja wenigstens Säfte, Wasser mit Geschmack, Tees und Gemüsebrühe trinken – , es ist aber vor allem das Zelebrieren rund um den Genuß.
Einfachkeitshalber fasten wir zu zweit. Daher gibt es überhaupt keinen Grund Kochbücher zu wälzen, Menues zusammenzustellen, ich kann nicht einkaufen gehen und kein Gemüse putzen, ich kann nicht kochen und braten, ich kann weder den Tisch decken noch Essen servieren. Es ist nicht nur das Essen an sich, es ist die Zeremonie drum herum, die soziale Komponente. Das Fehlen macht mir die Zeit des Fastens lang-weilig, oder anders gesagt, ich habe plötzlich viel Zeit! Die muss ich füllen, ich versuche also meine anderen Sinne zu stimulieren. Ich gehe also in Ausstellungen, lese und gehe ins Kino – ins Konzert gehe ich nicht ,weil doch meine Innereien so gurgeln, dass ich dem Orchester Konkurrenz machen würde und meine Sitznachbarn störe. Ich unternehme also viel, damit ich gar nicht erst ans Essen denke. Auch das ist ja ein schöner Nebeneffekt des Fastens, neben dem Abbau von ein paar Gramm Körpergewicht.
Aber eines ist nicht zu ersetzen, das Wohlfühlgefühl, gemeinsam miteinander am Tisch zu sitzen und bei einem gut schmeckendes Essen zu plaudern. Wie wichtig dieses Ritual ist, merkt man erst ,wenn man fastet… Vor allem deshalb freue ich mich, wenn die Fastenzeit vorbei ist….
… aber nach der Fastenzeit ist vor der Fastenzeit!
go