Das mit untergäriger – also kalt gärender – Hefe gebraute bayerische braune Lagerbier wurde seit etwa 1840 im Norden und Osten Deutschlands immer beliebter. Was lag da näher, anstatt des Biers die Fachleute zu importieren. 1855 kam der Brauer Johann Georg Patzenhofer (1815-1873) aus München nach Berlin, um in der Neuen Königstraße (heute Otto-Braun-Straße) die „Bayrische Bierbrauerei“ zu gründen.
Die Nachfrage war groß und so expandierte die Brauerei 1866 in neuen Gebäuden (Sudhaus und Mälzerei) in der heutigen Karl-Liebknecht-Straße. Die Gär- und Lagerkeller befanden sich von Anfang an in kühlen, tiefen Kellergewölben auf der Friedrichshöhe gegenüber dem Volkspark Friedrichshain. 1871 wurde die „Actien-Brauerei-Gesellschaft Friedrichshöhe, vormals Patzenhofer“ gegründet. Im Brauereigewerbe waren Aktiengesellschaften eine neue Entwicklung, die die meist mittelständigen Familienbetriebe mit großem Kapital ausstatteten und innovative Methoden ermöglichten. 1873 starb Georg Patzenhofer. Seit 1886 befand sich die gesamte Produktion an der
Landsberger Alle/Tilsiter Straße (heute Richard Sorge Straße). Auf dem Gelände (Friedrichshöhe mit 49 Metern u.M. und mit tiefem Grundwasserspiegel) entstand nach den Plänen der Architekten Althertum & Zadek und des auf Brauereien spezialisierten Ratsmaurermeister Georg Rohmer zwischen 1877 und 1894 die gesamte Brauerei mit Tiefbrunnen, wobei einige Gebäude (Lagerhaus) in der Richard- Sorge-Straße heute noch erhalten sind und Leerstehen. Neue Methoden (z.B. die Flaschenabfüllanlage) perfektionierten die Produktion, so dass am Ende des 19. Jahrhunderts 110.000 Hektoliter Bier jährlich produziert wurden. Wie bereits beschrieben, fusionierte die Brauerei 1920 mit der Schultheiss-Brauerei und die neue Schultheiss-Patzenhofer Brauerei wurde unter der Führung von Dr. Walter Sobernheim eine der größten deutschen Brauereien mit der größten Sudanlage Europas. Damit entging sie dem Schicksal vieler anderer Brauereien, die bedingt durch Rohstoffmangel, steigende Biersteuern sowie wegfallenden Exportmöglichkeiten durch die Prohibition in den USA und inländischen Absatzschwierigkeiten nach dem 1. Weltkrieg schließen mussten. Der Brauereibetrieb wurde auch in der DDR weitergeführt und nach Schließung der Brauerei 1990 wurde die 1909 eingerichtete Versuchsbrauerei in das Deutsche Technikmuseum Berlin
aufgenommen. Die klassizistische Fabrikantenvilla mit reichem Terrakottaschmuck –wie damals üblich in die Produktionsstätte integriert-steht heute unter Denkmalschutz und wartet wie die anderen erhaltenen Gebäude auf eine neue Nutzung. Nach einigen missglückten Entwicklungsaktivitäten („Schultheiss-Passagen“) befindet sich heute ein Kino auf dem Gelände des ehemaligen Biergartens. Auf der Fläche der bereits abgerissenen Mälzerei und in den denkmalgeschützten Bauten sollen nun Wohnungen der „gehobenen bis sehr gehobenen Klasse“ und Gewerbeeinheiten entstehen. Noch erhalten ist das 1905 in
der Taubenstraße 10 in Mitte errichtete neobarocke Verwaltungsgebäude der Patzenhofer Brauerei, das 1920 nach der Fusion mit Schultheiss an die Allianz-Versicherung verkauft wurde. Heute tagt dort die Kultusministerkonferenz.
Die letzte Folge der Ortsbegehungen führt uns in den Prenzlauer Berg, wo gleich drei ehemalige Brauerei-Immobilien neue Nutzer gefunden haben.
Fotos (c) mw
Hallo Leute
Ich habe eine Bierflasche mit dem Aufdruck SCHULTHEISS PATZENHOFER im Keller
gefunden,wenn sie noch etwas Wert ist melden Sie sich bitte mal zurück,würde mich freuen,
Mit freundlichen Grüßen
Horst Wolf
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Es tut uns leid, aber wir können Ihnen bei der Wert-Schätzung nicht helfen.
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