Mit dem etwas platten Titel WILLKOMMEN IM HOTEL MAMA (der mich eher einen Teenie-Film erwarten ließ oder eine deutsche TV-Komödie) kommt heute am 11.August 2016 eine witzige französische Komödie in unsere Kinos, die ich Ihnen gerne empfehlen möchte.
Die temperamentvolle Jacqueline (gespielt von Josiane Balasko) genießt ihr komfortables Leben als Witwe im Ruhestand in einer beschaulichen Stadt in der Provence. Seit vielen Jahren führt die dreifache Mutter eine heimliche Liebesbeziehung mit ihrem Nachbarn Jean. Als ihre 40-jährige Tochter Stéphanie (Alexandra Lamy) von heute auf morgen Job und Wohnung verliert, nimmt Jacqueline sie bei sich auf. Nun müssen die beiden Damen erst wieder lernen, miteinander auf kleinstem Raum auszukommen. Jaqueline behandelt ihre Tochter wie ein kleines Kind, die dagegen wirbelt den ruhigen Alltag ihrer Mutter mehr durcheinander als sie ahnt. Denn die Treffen mit ihrem Liebhaber Jean sollen heimlich bleiben, aber seit Stéphanie im Haus ist, kommt Jacqueline in Erklärungsnotstand. Da ist Einfallsreichtum gefragt, um den unangenehmen Fragen ihrer Tochter aus dem Weg zu gehen. Nun dreht sich das Verhältnis um – plötzlich wirkt Stéphanie sorgenvoll wie eine Gluckenmutter, die Mutter dagegen wie eine pubertierende 17jährige. Trotz fantasievoller Ausreden kann Jacqueline nicht verhindern, dass ihre nächtlichen Eskapaden für wilde Spekulationen und so manch komische Verwechslung sorgen. Als Jacqueline dann aber doch beschließt, Jean und ihre Kinder bei einem Abendessen endlich miteinander bekannt zu machen, ist das Familienchaos perfekt.
Durch die sehr genaue und überaus liebevolle Beobachtung von Menschen und Lebensumständen gelingt dem Regisseur Eric Lavaine eine kluge, mit französischen Leichtigkeit gespielte Komödie – unterstützt von großartigen Schauspieler, die dies mit feinen Mitteln umzusetzen wissen. Der klassischen Mutter-Tochter-Konflikt wird durch Aufhebung der Rollen ad absurdum geführt – sehr zum Vergnügen von uns Zuschauern. Obwohl ich den Film im Originalton mit deutschen Untertiteln gesehen habe, war ich von den pointierten, spritzigen und humorvollen Dialogen begeistert – und von der schauspielerischen Leistung der beiden Hauptdarstellerinnen sowieso. Nie wird die Haltung der Figuren denunziert, nie wirkt eine Situation lächerlich oder peinlich. Und die Träume, Wünsche und Bedürfnisse der 60plus Generation ist wunderbar differenziert erzählt. Für mich ein Wohlfühl-Film, der mich mit einem Schmunzeln entließ und dem Gefühl, verstanden worden zu sein.
Bleiben Sie neugierig!
go
Fotos (c) Alamode Film