Der sinnfreie Berliner Spruch „ Sind´s die Augen, geh zu Mampe. Gieß Dir eine auf die Lampe. Kann´ste alles doppelt sehen, brauch´ste nicht zu Ruhnke gehen“ wird dem einen oder anderen Blog-Lesern bekannt sein. Es ist die Verballhornung des Werbespruchs «Sind’s die Augen, geh zu Ruhnke». Optiker Ruhnke war seit Anfang des 20. Jahrhunderts ein bekannter Name in Berlin, bis die Firma in 2002 in den dänischen Konzern Synoptik aufging. Ähnlich ging es der Firma Mampe, jetzt soll sie wieder belebt werden.
Als 1831 Sanitätsrat Carl Mampe d.Ä. in Stargard/Pommern seine „ Bittere Tropfen“ aus Kräutern gegen Cholera erfand, war der große Erfolg der Spirituose noch nicht absehbar. Ab 1880 wurde in Berlin produziert, um 1920 war die Anzahl auf über siebzig Spirituosensorten angewachsen. Dazu gehörte der berühmten „Halb-und Halb“ (die mit dem Schimmelgespann) mit Kräutern und Bitterorangen. Durch eine geschickte Marketing-Strategie gelang es den Inhabern, ab 1920 den Berliner Spirituosenmarkt zu dominieren. Dazu gehörten auch „Mampes Gute Stuben“ , die in Berlin, Leipzig und in anderen Städten in einheitlicher Ausstattung (heute würde man es „Corporate Design“ nennen) eröffnet wurden und so die Marke bekannt machten. Das Werk stand in der Neuköllner Grenzallee und produzierte bis ca. 1990. Dann wurde es von der Schnapsbrennerei Berentzen aus dem Emsland aufgekauft.
Dank des neuen Retro-Trends hat jetzt der der Werbefachmann Tom Inden-Lohmar der Schnapsbrennerei Berentzen die Rechte für die in Berlin im letzten Jahrhundert gut bekannte Marke „Mampe“ abgekauft und will sie wiederbeleben.
Bis vor einem Jahr gab es in der Muskauer Strasse 47 in der Galerie Kultpur das private Mampe-Museum von Frau Karin Erb. Eine eindrucksvolle Sammlung von Probiersets, Flaschen und Gläsern, Etiketten, Werbemitteln sowie Fotos zur Geschichte der Firma Mampe wurden hier gezeigt. Leider musste das Museum aus den Räumlichkeiten ausziehen, die Exponate sind derzeit eingelagert. Im Dezember letzten Jahres wurde in den denkmalgeschützten Räumen von 1916 eröffneten „Mampes Guter Stube“ am Kurfüstendamm Nr.15 (heute ein MC Donald) eine Dauerausstellung mit Mampe- Exponaten und historischen Bildern aus der Erb’schen Sammlung eröffnet. In dieser „Guten Stube“ schrieb 1932 der österreichische Schriftsteller Joseph Roth den Roman „Radetzkymarsch“ und hier
soll er die prophetischen Worte geäußert haben: “ Sie werden unsere Bücher verbrennen und uns damit meinen“, bevor er am 30. Januar 1933 Berlin in Richtung Paris verließ.
Alles Berliner Geschichten, an die es zu erinnern gilt.
Meint mw
PS: In der DDR gab es Mampe übrigens auch: der VEB Neustadt an der Dosse stellte „Halb und Halb“ bis 1990 her.