Viele kennen Irene Rodrian vermutlich bislang nur als Krimi-Schriftstellerin. Seit 50 Jahren schreibt Irene Rodrian und war die erste deutsche weibliche Autorin, die Kriminalgeschichten erzählte. Ich habe sie vor vielen, vielen Jahren kennen- und schätzen gelernt. Ihr Humor, der von der „Berliner Schnauze“ geprägt ist, und ihre liebevolle Beobachtung menschlichen Verhaltens machen ihre Kriminalromane, Theaterstücke und Drehbücher so besonders. Auch die Jugend- und Kinderliteratur spiegeln ihre Menschenliebe wider. Übrigens, der in der DDR bekannte Berliner Kinderbuchautor Fred Rodrian (1926-1985) war ein Cousin.
Letztes Jahr kam nun als Taschenbuch ein erfrischend anderes Rezeptbuch von ihr heraus, das ich nur empfehlen kann – ganz ohne mörderische Absichten. Ich habe schon einige Male danach gekocht – und alle haben überlebt. Ich sammel Kochbücher mit Leidenschaft, ich koche viel nach und habe inzwischen zwei Bibliotheken – eine in der Küche, wo ich immer nachschlagen kann, wenn ich etwas suche, und eine im Wohnzimmer, wo ich die vielen schön illustrierten Kochbücher stehen haben. Als Augenweide. Als Bilderbuch. Denn die inzwischen unzählbaren Kochbücher überschlagen sich mit den schönsten, ästhetischsten, appetitlichsten Fotos, die ja mehr zum Blättern als zum Gebrauch in der Küche geeignet sind.
Irene Rodrians FORMENTERA GENIESSEN ist erfrischend anders – es bebildert die guten, einfachen, unkomplizierten Inselküchen-Rezepte mit fröhliche Zeichnungen & Aquarelle, die Spaß machen und kongenial zu dieser Sammlung authentischer Gerichte passen.Sozusagen als Bonusmaterial bekommen wir auch noch Irene Rodrians Insel offeriert – in ihrer so wunderbar lakonischen, ironischen Art zu erzählen. Wie gesagt, ein ganz besonderes Kochbuch! Für „downshifters“, für die Aussteiger in die Einfachheit, in der Küche bestens geeignet. Es steht bei mir in die „Küchen-Bibliothek“.
Vor vier Jahren hat sie Formentera, ihren Lieblingswohnsitz seit 1966, verlassen und lebt nun wieder ganzjährig in München, gleich in Uni-Nähe, was zu der ewig jung gebliebenen Autorin auch passt. Alleine an diesem Buch erkennt man, dass Irene Rodrian ein Genussmensch ist, der einen guten Wein schätzt und gerne gut isst. Genauso sind auch ihre Bücher – voll Freude und liebevoller Neugier begegnet sie ihren Figuren und erzählt mit Humor und feiner Ironie fantasievolle Geschichte.
1967 gewann sie mit ihrem ersten Roman „Tod in St. Pauli“, den sie anonym einreichte, als erste Frau den renommierten Edgar Wallace Preis des Goldmann-Verlags. Was heute gar nicht mehr vorstellbar ist, damals wurden Krimis noch nicht als zur „Literatur„ zugehörig akzeptiert. Neben Hansjörg Martin, Friedhelm Werremeier und Michael Molsner leistete Irene Rodrian viel dafür, dass die Kriminalgeschichte als Genre anerkannt wurde. Irene Rodrian hat bis heute 28 Kriminalromane veröffentlicht, zuerst bei Rowohlt in der „Gelben Reihe“, später bei Heyne. Ihre Figuren – in fast allen früheren Krimis spielen Männer die Hauptrolle – sind die „Schwachen, Mutlosen, die sich nicht zur Wehr setzten und deshalb eine Katastrophe auslösen. (…) Sie schildert gestörte Beziehungen und die Unfähigkeit , sich in sozialen und psychischen Schwierigkeiten zu artikulieren und sie beschreibt, wie ein Außenseiter in eine scheinbar behütete , als sicher empfunden Welt einbricht und den schönen Schein zerstört “ schreibt Rudi Kost in seinem Autorenporträt 1992 von IRo, so ihr Kürzel. Mit den fünf Ermittlerinnen der Detektei Llimona in der „Barcelona-Krimi-Reihe“ wechselten die Hauptfiguren ihr Geschlecht. Den Begriff „Frauenkrimi“ lehnt sie allerdings dafür ab, es ist für sie nur ein Modewort ohne große Bedeutung. Inzwischen gibt es vier Krimis aus Barcelona.
2007 wurde Irene Rodrian als Würdigung ihrer Autorenschaft im Genre deutschsprachiger Kriminalromane mit dem „Ehrenglauser„ des Friedrich-Glauser-Preises ausgezeichnet. Der Schweizer Friederich Glauser (1896-1938) gilt mit seinen fünf „Wachtmeister-Studer- Romanen“ als Ahnherr der deutschsprachigen Krimiszene.
Wer mehr über die Irene Rodrian und ihre Bücher wissen möchte, wird auf ihrer Homepage fündig http://www.irenerodrian.de.
Heute, am 12.November, feiert die Autorin und gebürtige Berlinerin Irene Rodrian Geburtstag und wir wünschen ihr – eine unserer treuesten Blog-Leserin – alles Gute.
go und mw
Fotos (c) mw
WOWWWW! Das ist ja das allerschönste Geburtstagsgeschenk! Danke!!! Ich drück euch mordsmäßig! 😽
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