Österliche Bräuche
Österliche Bräuche sind vielfältig und eine Mischung aus lokalen Riten, archaischen Ritualen zu Frühling und Feuer und christlichen Symbolen.
Ein gänzlich in Vergessenheit geratener christlicher Brauch ist das „Osterlachen“, lateinisch „ Risus paschalis“, mit dem man Tod und Schrecken trotzt. Seinen Ursprung hatte es im Spätmittelalter, in dem von der Kanzel am Ostersonntag – nach der Auferstehung – der Pfarrer seine Gemeinde durch eine lustige Geschichte zum Lachen brachte, um den Sieg des Lebens über den Tod zu demonstrieren und Freude zu verbreiten. Also, bringen sie ihre Mitmenschen Ostern ordentlich zum Lachen, den Tod und Schrecken haben wir in der Welt zuhauf.
Das Osterfest ist eigentlich das höchste Fest der christlichen Kirche. Durch das konsumorientierte Weihnachtsfest ist Ostern jedoch selbst in christlichen Kreisen in den Hintergrund geraten. Da die Auferstehung Jesu als Überwindung des Todes eine Kernbotschaft des christlichen Glauben ist, bietet das österliche Brauchtum eine Vielzahl von auch aus anderen Kulturkreisen adaptierten Symbolen, die den Sieg über den Tod verdeutlichen. Die katholische Meßliturgie der Osternacht zum Sonntag z.B. beginnt mit einer Lichtfeier, in deren Mittelpunkt die Osterkerze steht, die am Osterfeuer vor der Kirche entzündet wird. Das aufflammende Osterlicht symbolisiert die Auferstehung und das Ende der Dunkelheit des Grabes. Korrekterweise soll das Feuer nicht mit Streichhölzern angezündet werden, sondern mit Funken aus Feuersteinen, um an die steinerne Grabeshöhle Christi zu erinnern. Mit dem Ruf „Lumen Christi“ (das Licht Christ) beginnt dann die Prozession in die Kirche, die im tiefen Dunkel liegt. War es vor 30 Jahren nur in katholische Gemeinden üblich, feiern nun auch evangelische Gemeinden die Osternacht in dieser Weise. Frühjahrsfeuer sind in allen Kulturen verbreitet, soll doch damit der Winter vertrieben und das Feuer an den heimischen Herd geholt werden. Die Osterfeuer in brandenburgischen Dörfern sind wohl kaum christlich initiiert, sondern volkstümlicher Anlass zum reichlichen Trinken.
Auch der Brauch Ostereier zu färben, hat sehr alte Wurzeln. Im Totenbuch, einer mythologischen Sammlung des alten Ägyptens, wird berichtet, dass Horus, der Sohn von Osiris, Eier aus Karneol mit Lapislazuli bemalte. In vielen Schöpfungsmythen verkörpert das Ei den Ursprung des Lebens. In der christlichen Mythologie verweist das Ei auf Tod und Auferstehung. Der Volksmund hält es da eher mit Wilhelm Busch „Das weiß ein jeder, wer’s auch sei: Gesund und stärkend ist das Ei.“ Bei Luther (das muss dieses Jahr unbedingt erwähnt werden) schlägt sich der Brauch der Ostereier schon in sprichwörtlichen Redewendungen nieder: „ Man muss über diese Sache noch dreimal Ostereier essen“. Auch das Bemalen und Schmücken der Ostereier ist in dieser Zeit schon üblich. Bis heute werden bei den Sorben in der Lausitz bunte Ostereier in Ritz-, Kratz- und Ätztechnik ornamental geschmückt. In der Lausitz wird auch das beliebte „Waleien“ gespielt. Bunt gefärbte Eier werden an Abhängen mit dem Ziel hinabgerollt, alle Eier, die dabei getroffen werden, zu gewinnen.
Und wann kommt nun der Osterhase ins Spiel? Die Häsin (und nicht der Hase) wird als kultisches Symbol der Fruchtbarkeit schon bei den Ägyptern verehrt, in Indien und China war die Häsin Symbol für Tod und Wiedergeburt. Bei Dürers „Heiliger Familie“ ist ein Hase mit auf dem Bild und seit dem 17. Jahrhundert ist es in Süddeutschland üblich, die Eier zu verstecken und sie dem Hasen zuzuschreiben. Aber erst im 20. Jahrhundert trat in ganz Europa der Osterhase als Eierbringer seinen Siegeszug an. Aber immer daran denken, eigentlich bringt die Häsin die Eier! Denn auch beim Schenken schenkt die Frau dem Mann das Ei. In Nordeuropa versteckten frühe die Mädchen die Eier in ihrem Kleid und der Freund (nur der!) durfte suchen. Ein wichtiges, bisher unbearbeitetes Thema der Genderwissenschaften.
Im Sinne von Goethes „Osterspaziergang“ wünschen wir Ihnen ein fröhliches Osterfest!
mw/go