In meinem online-Postkasten hatte ich vor Ostern unter vielen Oster-Super-Sonder-Angebote auch eines von AVON – es fiel mir deshalb besonders ins Auge, weil für mich diese Firma gar nicht mehr im Bewusstsein war. Es war fast ein kleines Déjà-vu. Denn erst ein paar Tage vorher war ich zu Besuch im einzigartigen privaten LIPPENSTIFTMUSEUM, wo mir ein Original AVON-Musterkästchen auffiel.
Kindheitserinnerungen aus den 60er Jahren kamen hoch: Eine Nachbarin von uns war als AVON-Vertreterin unterwegs und auch meiner Mutter führte sie die Kollektion vor und überlies ihr ein paar der winzig kleinen Lippenstift-Muster. Gekauft hat meine Mutter, zumindest meiner Erinnerung nach, wenig. Aber die Besuche der AVON-Nachbarin mit Pröbchen und vor allem diesen winzigen Lippenstifte haben sich mir tief ins Gedächtnis eingeprägt.
Aber zurück zum Museum. Hier in der Helmstedter Straße in Wilmersdorf macht der Besucher eine Zeitreise durch die interessante Geschichte der „Roten Verführung “ – von den Anfängen des inzwischen 135 Jahre alten Lippenstifts (1883 wurde ein in Seidenpapier gewickelter Stift aus gefärbten Rizinusöl, Hirschtalg und Bienenwachs auf der Amsterdamer Weltausstellung präsentiert – happy birthday!) bis in unsere Zeit. Es ist einzigartig und vermutlich die weltweit größte Sammlung dieses wichtigen Schönheitsaccessoires.
Der Herr über alle die bezaubernden, hoch erotischen Exponate mit so wundervollen Puder-Zigaretten-Lippenstift-Täschchen von Marlene Dietrich bis zum Lippenstift von Judy Winter oder „Mary“ ist der Star Visagist René Koch.
Als Geburtsstunde dieser außergewöhnlichen Sammlung bezeichnet René Koch seine fast reflexartige Rettung eines von Hildegard Knef weggeworfenen Lippenstifts. Dies und so viele andere Anekdoten berichtet der Lippenstift-Sammler bei einer Führung durch sein Museum. René Koch sammelte all diese kleinen, ach so wichtigen Kosmetikutensilien, in allen nur möglichen roten Schattierungen und den unterschiedlichsten Hülsen seit nunmehr 50 Jahren.
Es ist wirklich ein Schmuckkästchen, dieses Museum, das nicht nur viel Erhellendes zum Lippenstift zeigt, sondern auch viel erzählt über Kundinnen und Kunden aus der Highsociety. René Koch war 21 Jahre lang Visagist bzw. Chefvisagist bei Charles of the Ritz und Yves Saint Laurent.
Neben seiner Sammelfreude widmet sich René Koch einem weiteren, beeindruckenden Spezialgebiet , der „Camouflage“. In seinem Cosmetic & Camouflage Centrum Berlin hat der umtriebige Make-up-Künstler für Menschen mit Unfall- und Brandwunden sowie Hautkrankenheiten ein spezielles Make-up entwickelt und berät kompetent. Auch für Blinde und schwer Sehbehinderte engagiert er sich und gibt spezielle Schminkkurse, damit auch diese Menschen sich schön und attraktiv schminken können. Zu Recht hat er 2013 den Verdienstorden des Landes Berlin bekommen.

(c) Dieter Stadler
Ich kann Ihnen nur empfehlen, gönnen Sie sich einen Besuch in diesem Museum. Sie müssen sich allerdings vorher anmelden – mittwochs bis freitags 11 bis 19 Uhr – unter Tel. 030/854 28 29 und einen Termin vereinbaren. Für mehr Informationen lesen Sie sich durch die schön und ansprechend gestaltete Website http://www.lippenstiftmuseum.de
Vielleicht schenken Sie sich und Ihren Freundinnen auch eine Lesung mit dem Starvisagisten – René Koch liest aus seinem Buch „Abgeschminkt“ und erzählt über die 60er bis 90er Jahre in Berlin. Seine Geschichten und Anekdoten lassen Sie nicht nur den Siegeszug des Lippenstifts, sondern auch die großen Stars miterleben.
Bleiben Sie neugierig
go
(c) Dieter Stadler
Lippenstiftmuseum:
Besuche & Besichtigungen nur nach vorheriger Terminvereinbarung – mittwochs bis freitags 11-19 Uhr: Tel. 030/854 28 29
Helmstedter Str. 16, 10717 Berlin email: info@lippenstiftmuseum.de
Fotos (c) mw